exhibition view
Emma Talbot, Entrance, 2022, 32 x 43 cm, watercolour on Khadi paper
Toulu Hassani, 01:56 above horizon (excerpt F3), 2023
20,6 x 15 cm, acrylic on paper
Toulu Hassani, o.T., 2023
20,6 x 15 cm, coloured pencil on paper
exhibition view
Tomas Kleiner, o.T., 2023
21 x 28,7 cm, ink on paper
Tomas Kleiner, o.T., 2023
21 x 28,7 cm, ink on paper
Tomas Kleiner, o.T., 2023
21 x 28,7 cm, ink on paper
exhibition view
Lothar Götz, Rome-Haus für Maria Theresa, 2010
70 x 50 cm, coloured pencil on paper
Ralf Brög, o.T., 2023
28 x 23 cm, oil on sanding paper
Albrecht Schäfer, L'Appartement 24.02.23, 2024
37,4 x 29,2 cm, monotyp oil on paper
exhibition view
Lothar Götz, House for a Party Lover, 2010
70 x 50 cm, coloured pencil on paper
exhibition view
Jakob Forster, Untitled (Anti-Aging-Series), 2022
10,3 x 16,6 cm, coloured pencil on paper
Jörn Stoya, Instrumental VI, 2023
40 x 26 cm, pigment on woodcut print
Jörn Stoya, Instrumental V, 2023
40 x 26 cm, pigment on woodcut print
Jörn Stoya, Instrumental IV, 2023
40 x 26 cm, pigment on woodcut print
exhibition view
Tomas Kleiner, o.T., 2023
28,7 x 21 cm, ink on paper
Johannes Bendzulla, Nachts Im Wald (Holz ist), 2024
81 x 61 x 3,5 cm, pigment print on paper

 

 

Johannes Bendzulla, Ralf Brög, Jakob Forster, Lothar Götz, Toulu Hassani, Tomas Kleiner, Albrecht Schäfer, Jörn Stoya, Emma Talbot

Von Anfang an (from the beginning)

Jan 20–Mar 15, 2024

Pressetext

Papierarbeiten können den Betrachter näher an den Künstler und sein Denken heranführen, gewähren oft einen nahezu intimen Einblick in das Schaffen, die Entstehungsprozesse und Annäherungen an Motive. Diese Bandbreite wird in der Ausstellung mit dem Titel ,Von Anfang An (from the beginning)’ gezeigt. Die Auswahl der Künstler und ihre hier gezeigten Arbeiten zeigen verschiedenen Ansätze und Herangehensweisen mit dem Medium Papier.

Papierarbeiten sind bei Emma Talbot Ausgangspunkt für ihre Malereien auf Seide, wie auch für ihre 3-dimensionalen Arbeiten und Animationen. Erinnerte Bilder und Gefühle bringt Talbot täglich zu Papier, wobei sie versucht das Erlebte so genau wie möglich wiederzugeben. Emma spricht von einem ungefilterten Vorgehen bei dem sie ohne Hirarchie und Zensur ihren inneren Bildern folgt. Die entstandenen Zeichnungen werden immer wieder gesichtet und analysiert. Einzelnen Motiven geht sie auf die Spur, um mittels umfangreicher Recherche die aufgetauchten Themen und Zusammenhänge zu vertiefen. Später werden Elemente aus Zeichnungen zu größeren Arbeiten und komplexen Bildgeschichten zusammengefasst.

Jörn Stoya’s neue Arbeiten genannt ,Instrumentals’ reflektieren Verbindungen von künstlerischen Arbeiten über Jahrhunderte und unterschiedlichste Klimazonen und Kulturen hinweg. Die Grundlage der Arbeiten sind japanische Holzschnitte aus dem 18. Jahrhundert, entweder im Original oder als Originalreprint. Diese sind genau wie etwa Radierungen von Albrecht Dürer unlimiert, d.h. der Idee der Verbreitung verpflichtet. Erworben hat Stoya die Drucke von einem Auktionshaus in Michigan. Sie haben also einen ziemlichen Weg, nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich hinter sich.
Der Künstler hat diese Papiere in seiner für ihn typischen Art mit leuchtendem und purem Pigment bearbeitet. Er sieht das Resultat eher als eine Art Zusammenarbeit als eine Aneignug. Instrumentals nennt man Musikstücke ohne Sologesang oder Einzelstimme, in denen aber verschiedene Instrumente zusammenerklingen können.

Tomas Kleiner’s Zeichnungen sind oft von Beginn an Begleiter seiner größer angelegten Installationen und performativen Arbeiten. Das Spektrum reicht von eher technischen Planungs- oder Konstruktionsskizzen, zu Materialkollagen bis hin zur freien Struktursuche. Meist sind es poetisch leichte, manchmal humorvolle Arbeiten, die in eigens hergestellten Rahmen präsentiert werden.

Albrecht Schäfer arbeitet seit einigen Jahren mit der vergleichsweise schnellen Technik der Monotypie die als Gegenpol zu seinen Gemälden zu sehen ist, die meist über einen langen Zeitraum hin entstehen.
Monotypien sind Abdrucke eines auf einer oder mehrerer Druckplatten gemalten Bildes auf ein Blatt Papier. Wie dunkel und mit welcher Struktur etc. eine Fläche gedruckt wird, hängt von der Zusammensetzung der Farbe, dem Auftrag auf die Platte und deren Oberfläche, dem exakten Druck der Walze, des Druckfilzes, der Feuchtigkeit des Papiers, der Temperatur des Raumes und weiteren Faktoren ab, so dass der Künstler jedesmal vom Ergebnis überrascht ist, obwohl er alle Parameter selbst bestimmen kann. Das Arbeiten wird dadurch maßgeblich zu einem Dialog mit dem eigenwilligen Material und mit der zuweilen sehr widerständigen, analogen Druckerpresse.

Toulu Hassani nutzt die Zeichnung auf Papier um sich ihren arbeits- und zeitintensiven Malereien anzunähern und im Vorfeld oder während des Malprozesses Entscheidungen zu erproben. Die unterschiedlichen Raster, die auch ihren Malereien zu Grunde liegen werden auf Papier getestet, ebenso Richtungswechsel, Auflösung des Rasters und ,Störungen’ anderer Art. In selteneren Fällen, wie hier bei den Arbeiten mit dem Titel above horizon (excerpt) handelt es sich um Papierarbeiten, die von bereits realsierten Arbeiten abgeleitet wurden.

Lothar Götz arbeitet immer auch auf Papier. Das Zeichnen mit Bleistift und Buntstift gehört zu seiner täglichen Arbeit im Studio. In dieser Ausstellung werden erstmalig Studien/Entwürfe zu raumbezogenen Arbeiten im privaten und öffentlichen Raum gezeigt. In 3 Vitrinen werden realisierte Entwürfe aber auch verworfene Zwischenschritte und nicht zur Realsisation gebrachte Projekte zu sehen sein.

Es sind ungewöhnliche Motive die Jakob Forster mit Buntstift zu Papier bringt. So zeigen die Arbeiten der Anti-Aging Serie Blisterverpackungen, wie sie für Schokolade und Pralinen verwendet werden. Wie eine Serie von Gemälden, auf denen Form und Muster von Pappbechern, wie man sie tagtäglich für den Gebrauch von Getränken auf der Straße verwendet dargestellt sind, handelt es sich hierbei ebenfalls um Gefäße. Der Künstler sagt: ,Die Arbeiten der Anti-Aging Serie thematisieren Wertspeicherung künstlerischer Arbeit im Material in Reaktion auf (die Erfahrung von) Energieverlust durch (Lohn-)Arbeit und die damit einhergehende Kompensation mit und Abhängigkeit von Kaffee und Schokolade.’

Bei den Schleifmittel-Zeichnungen von Ralf Brög handelt es sich um eine eigenständige, relativ neue Werkgruppe, die wie seine anderen Werkgruppen einen konzeptionellen Ansatz haben. Das verwendete Malmittel ist traditionelle Ölfarbe, der Grund Schleifpapier oder Schleifgewebe. Die Palette der Schleifpapiere verdankt Ihre Farbigkeit der verwendeten natürlichen oder auch synthetischen Kornwerkstoffe. Ebenfalls festgelegt ist die Größe des Bogenformats (230 x 280 mm). So dass gesagt werden kann, dass die spezifischen Materialeigenschaften des Bildträgers zu spezifischen Qualitäten der Serie werden.
Wenn Brög nun von Zeichnung spricht und nicht von Malerei, könnte es damit zu tun haben, dass das Dargestellte als skulpturale oder objektorientierte Ideen in noch unbestimmtem Umfeld zu lesen ist. Dabei wirkt der monochrome Schleifmittel-Raum als Verweis auf konkreten, materialisierten Raum im Unterschied zum illusionistischen Bildraum der Malerei.

Bei Johannes Bendzulla’s Bildobjekten und Papierarbeiten wird die Frage aufgeworfen, ob das Bildmotiv wirklich real, beispielsweise ein Blatt Papier ist, oder ob es sich um eine perfekt gedruckte Abbildung einer Papierstruktur handelt?
Der Künstler interessiert sich besonders für die Verschränkung von grundlegenden analogen Medien mit digitalen Bildstrategien. Vor allem Zeichnung und Malerei sind dabei von Bedeutung. Leinwand und Farbe, Papier und Bleistift, die Konventionen des Tafelbilds und des gerahmten Blattes – all das bildet sein Grundvokabular, welches dann mit „unmöglichen” bzw „unrealistischen” digitalen Eingriffen verfremdet wird. So verwischt er die Grenzen zwischen analoger und computergenerierter, mathematischer Bildästhetik.
Trompe L’oeil basierte Strategien verwendet Bendzulla ebenfalls häufig, weil das Spiel mit der „Täuschung” und „Ent-Täuschung” der BetrachterInnen für ihn fundamentale Fragen der Weltwahrnehmung berührt.

Pressrelease

Works on paper can bring the viewer closer to the artist and his thinking, often providing an almost intimate insight into his work, the creative processes and approaches to motifs. This range is shown in the exhibition entitled ‘Von Anfang An (from the beginning)’. The selection of artists and their works shown here demonstrate different approaches to the medium of paper.

Works on paper are the starting point for Emma Talbot‘s paintings on silk as well as for her 3-dimensional works and animations. Talbot draws remembered images and feelings on paper every day, trying to reproduce what she has experienced as accurately as possible. Emma speaks of an unfiltered approach in which she follows her inner images without hierarchy and censorship. The resulting drawings are viewed and analysed again and again. She tracks down individual motifs in order to deepen the themes and contexts that have emerged by means of extensive research. Later, elements from these drawings could be combined into larger works and complex pictorial stories.

Jörn Stoya‘s new works called ‚Instrumentals‘ reflect connections between artistic works across centuries and a wide variety of climates and cultures. The works are based on Japanese woodcuts from the 18th century, either in the original or as an original reprint. Just like etchings by Albrecht Dürer, for example, these are unrelated, i.e. committed to the idea of dissemination. Stoya acquired the prints from an auction house in Michigan. So you‘ve come a long way, not only in terms of space, but also in terms of time. The artist has worked on these papers in his typical way with luminous and pure pigment. He sees the result as a kind of collaboration rather than an appropriation. Instrumentals are pieces of music without solo vocals or single voices, but in which different instruments can sound together.

Tomas Kleiner‘s drawings have often accompanied his large-scale installations and performative works from the very beginning. The spectrum ranges from more technical planning or construction sketches, to material collages and free structure searches. Most of them are poetically light, sometimes humorous works, which are presented in specially produced frames.

For several years now, Albrecht Schäfer has been working with the comparatively fast technique of monotype, which can be seen as the antithesis to his paintings, which are usually created over a long period of time.
Monotypes are impressions of a picture painted on one or more printing plates on a sheet of paper. How dark and with what structure a surface is printed, etc., depends on the composition of the ink, the application to the plate and its surface, the exact pressure of the roller, the printing felt, the humidity of the paper, the temperature of the room and other factors, so that the artist is always surprised by the result, although he can determine all the parameters himself. As a result, the work becomes a dialogue with the idiosyncratic material and with the sometimes very resistant, analogue printing press.

Toulu Hassani uses drawing on paper to approach her labor-intensive and time-consuming paintings and to try out decisions in advance or during the painting process. The different grids, which are also the basis of her paintings, are tested on paper, as well as changes of direction, dissolution of the grid and ‘disturbances’ of other kinds. In rarer cases, as in the case of the works entitled above horizon (excerpt), these are works on paper that have been derived from existing works.

Lothar Götz always works on paper. Drawing with pencil and crayon is part of his daily work in the studio. In this exhibition, studies/drafts of space-related works in private and public space are shown for the first time. In 3 showcases, realized designs will be shown, but also discarded intermediate steps and projects that were not brought to realization.

These are unusual motifs that Jakob Forster puts on paper with colored pencil. For example, the works of the anti-aging series blister packs show how they are used for chocolate and pralines. Like a series of paintings depicting the shape and pattern of paper cups used every day for drinking on the street, these are also vessels. The artist says: ‘The works in the Anti-Aging series address the storage of value of artistic work in the material in response to (the experience of) energy loss through (wage) work and the associated compensation with and dependence on coffee and chocolate.’

Ralf Brög’s abrasive drawings are an independent, relatively new group of works, which, like his other groups of works, have a conceptual approach. The medium used is traditional oil paint, the base is sandpaper or abrasive cloth. The range of sandpapers owes their colourfulness to the natural or synthetic grain materials used. The size of the sheet format (230 x 280 mm) is also specified. So that it can be said that the specific material properties of the image carrier become specific qualities of the series.
When Brög speaks of drawing and not of painting, it could have something to do with the fact that what is depicted is to be read as sculptural or object-oriented ideas in a still undefined environment. At the same time, the monochrome abrasive space acts as a reference to concrete, materialized space in contrast to the illusionistic pictorial space of painting.

Johannes Bendzulla’s pictorial objects and works on paper raise the question of whether the motif is really real, for example a sheet of paper, or whether it is a perfectly printed representation of a paper structure?
The artist is particularly interested in the interweaving of basic analogue media with digital image strategies. Above all, drawing and painting are important. Canvas and paint, paper and pencil, the conventions of the panel painting and the framed sheet – all this forms his basic vocabulary, which is then alienated with “impossible” or “unrealistic” digital interventions. In this way, he blurs the boundaries between analogue and computer-generated, mathematical image aesthetics. Bendzulla also frequently uses trompe l’oeil-based strategies, because playing with the “deception” and “disappointment” of the viewer touches on fundamental questions of the perception of the world.