Vincent Vulsma ist 1982 in Zaandam, Niederlande geboren. Seine Arbeiten sind Resultate einer gründlichen Recherche, haben ihre Wurzeln in geschichtlichen, politischen, gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Die hier gezeigten textilen Arbeiten gehen auf Details aus Fotografien von Walker Evans zurück, die dieser zu Dokumentationszwecken in der Ausstellung „African, Negro Art“ 1935 in New York gemacht hatte. Die von Vulsma verwendeten Fotos von Evans zeigen kubanische Textilien des späten 19. Jahrhunderts, die den Kuba damals als Währung dienten. Die niedrig aufgelösten Bilddateien hat der Künstler digital beschnitten und skaliert und danach in die für die Jacquard-Weberei notwendigen Muster umgearbeitet. Durch die Skalierung des digitalen Bildmaterials, das auf das Format des Gewebes übertragen wurde sind Formate von 170 x 170 cm entstanden, welche dann auf die Größe der ursprünglichen Kuba Textilien zurück gefaltet wurden. Vulsma verbindet Tradition mit moderner Technik und schlägt nicht nur Bögen zwischen unterschiedlichen Kulturen und Zeiten, sondern beschäftigt sich mit den Folgen der Verschiebung von Kulturgegenständen innerhalb verschiedener gesellschaftlicher und historischer Kontexte und der Funktion des Künstlers inmitten dieser Prozesse.
Olaf Holzapfel, 1969 in Görlitz geboren, lässt dicke Stränge aus zusammengebundenem getrockneten Gras drehen, die er später zu einfachen Mustern verwebt. Die ca. 24 cm tiefen Objekte, die in Holzrahmen gespannt sind, verströmen einen Geruch von Heu, das in vielen Kulturräumen als Symbol für Licht und Sonne steht. Die mit Hilfe von traditionellen, fast vergessenen Handwerksmethoden erstellten Objekte unterminieren die Trennung zwischen Natur und Kultur, zwischen Tradition und Moderne. Gleichzeitig entsteht der Eindruck, auf ein stark vergrößertes Stück Gewebe zu schauen, obwohl das Material nicht eigentlich mit Textilem in Verbindung gebracht werden kann.
Lothar Götz ist 1963 in Günzburg geboren. In den letzten Jahren entstanden neben raumbezogenen Wandarbeiten zahlreiche Malereien, die wie Webmuster erscheinen und deren Entstehungsweise der Künstler selber mit dem Weben vergleicht. Manchmal gewinnt die Kette, manchmal der Schuss die Oberhand. Die mit Buntstift auf die verschiedenen Träger gezeichneten Linien laufen mal kürzer, mal länger, sind dicker oder dünner, sind häufig rechtwinklig oder diagonal aufgebaut und werden über einen langen Zeitraum hin zu dichten, flirrenden Gemälden verwoben. Ihre handwerkliche Anmutung verweist dann wieder auf die Arbeiten von Anni Albers, wodurch sich der Kreis dieser Ausstellung schließt, in der wir versucht haben, eine Antwort auf die Frage nach Veränderung und Umgang mit dem Thema Textilien in der zeitgenössischen Kunst zu geben.